Wie kam Königswinter zu seinem „Nachtigallental“?

Ende 1840 waren die drei Hauptgewerbe des Ortes Königswinter – Steinhauer, Winzer und Schiffer – wortwörtlich brotlos. Auch der Fremdenverkehr war in den Revolutionsjahren 1848/49 fast zum Erliegen gekommen. Der Wirt auf dem Drachenfels hatte Bankrott angemeldet, und Pfändungen waren an der Tagesordnung in dem 2.500 Seelen-Ort. Die Stadt war bettelarm, und wenn eine Straße gepflastert oder auch nur ausgebessert werden musste, veranlasste der clevere Bürgermeister Mirbach, der 49 Jahre lang, von 1841-1890, an der Spitze des Ortes stand, eine Kollekte.

Angesichts dieser miserablen Wirtschaftslage der Stadt wollte Mirbach den Fremdenverkehr wieder beleben, das Siebengebirge stärker erschließen und attraktiver machen.

Da muss ihm wohl ein Gedicht des Honnefer Literaturprofessors Karl Simrock eingefallen sein, der 1850 in seinen Liedern und Balladen auch das folgende Gedicht „Die verbannten Nachtigallen“ verfasst hatte. Es spielt im Zisterzienserkloster Himmerod in der Eifel, von dem die Gründung des Klosters Heisterbach ausging.

Hinweg vom Kloster Himmelrath (Himmerod/Eifel)
Verführerinnen, Nachtigallen!
Ihr habt mit brünst´ger Lieder Schallen
Den Mönch verlockt vom Himmelspfad.

Nicht länger soll verbuhlter Laut
Der Brüder strengen Sinn  betören;
Ich habe Macht, Euch zu beschwören.
Hinweg, eh ihr mich zornig schaut.

St. Bernhard hob die Hand empor:
Da floh, geschreckt von seinem Dräuen,
In alle Welt sich zu zstreuen,
der Sängerinnen  Jubelchor.

Die meisten flogen an den Rhein,
bei Honnef in dem schönen Tale,
da schloss sie vor dem heißen Strahle
ein Wald in duft´ge Schatten ein.

Sie saßen im belaubten Dom,
und sangen ihre sel´gen Lieder.
Die sieben Berge hallten wieder.
Andächtig floss vorbei der Strom.

Warum sollten sich diese am Kloster Himmerod verbannten Nachtigallen denn nicht in Königswinter niedergelassen haben, dachte sich Mirbach wohl, und flugs hatte Königswinter, nicht aber Honnef, sein Nachtigallental.

Bis dahin hatte dieses Tal die profane Bezeichnung „Mennessiefen“ getragen, das war ein schmaler Buschwaldpfad entlang des Baches bis unterhalb des Burghofs, der künftig als  „die schattige romantische Promenade Königswinters“ angelegt und dann auch so angepriesen wurde. Bezahlt wurde sie aus Spenden Königswinterer Bürger, nicht aus dem Stadtsäckel, wobei die Spendenliste wohl rein zufällig zunächst dem Pastor, dann dem Apotheker und dann Peter Mülhens, Köln Glockengasse, vorgelegt wurde, der seit 1838 Besitzer des Wintermühlenhofs war. Zur Saison 1861 war das Werk der „Nachtigallenpromenade“ vollendet, das sich bis heute großer Beliebtheit auf dem Weg zum Drachenfels erfreut.  (Klaus Breuer)

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